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Der Verfasser dieser Habilitation wurde für die außergewöhnlich hohe Qualität seiner Publikation am 11.02.2013 in der Handelskammer Hamburg mit dem mit 20.000 € dotierten Kurt-Hartwig-Siemers-Wissenschaftspreis 2012/2013 der "Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung" ausgezeichnet.

Hannes Rösler nimmt die Überlastung des Gerichtshofs der Europäischen Union und die wachsende Kritik der Privatrechtswissenschaft an dessen Rechtsprechung zum Anlass, der Zusammenarbeit zwischen mitgliedstaatlichen und europäischen Gerichten mitsamt ihren institutionellen, rechtsstaatlichen und föderalen Strukturprinzipen erstmals eine breit angelegte Arbeit zu widmen. Dazu werden Erkenntnisse aus Politikwissenschaft, Soziologie und Ökonomie fruchtbar gemacht und die Nutzung des Vorabentscheidungsverfahrens durch die nationalen Gerichte empirisch ausgewertet. Hannes Rösler spricht sich für den Ausbau und für eine Spezialisierung der Unionsgerichtsbarkeit aus. Außerdem analysiert er den Einfluss der nationalen Prozessrechts- und Justizordnungen auf die Anwendung des Unionsrechts in den Mitgliedstaaten, die Anforderungen an die Effektivität des Unionsrechtsschutzes und die Notwendigkeit weiterer Harmonisierung des Internationalen Privat- und Zivilverfahrensrechts.Für diese Arbeit wurde der Autor mit dem Kurt-Hartwig-Siemers-Wissenschaftspreis 2013 der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung ausgezeichnet.

Abstract: It is a permanent challenge to realize the freedom of contract objective effectively, rather than merely guaranteeing it formally. Indeed, nineteenth century private law already provided certain mechanisms to guarantee the protection of this 'material' freedom of contract. Meanwhile, a consensus has been reached on the need for a private law system that also provides real opportunities for self-determination. An example of this can be found in EU consumer law. Admittedly, this law is, for reasons of legal certainty, constrained both in personal and situational terms, and by certain formal requirements. However, the new rules against discrimination are dominated by approaches that focus strongly on the protection of the individual. They are supplemented by national provisions that in particular form a counterweight to certain individual weaknesses. The autonomy of national law in this field can be explained by the different traditions that underlie the 'social' contract law in the Member States. The differences are especially apparent in relation to public policy, the bona fide principle and the breach of an obligation before or at the time of contracting (culpa in contrahendo). They represent yet another argument against an undifferentiated leap from partial to full harmonization of contract law.
Résumé: Appliquer effectivement le principe de la liberté contractuelle et non simplement lui accorder une garantie formelle constitue un défi permanent. En effet, le droit privé du 19e siècle incluait déjà des éléments garantissant la protection de cette liberté 'matérielle' des contrats. Depuis lors, un consensus a été atteint sur la nécessité, dans un système de droit privé, d'accorder également de réelles possibilités d'auto-détermination. On peut en trouver un exemple en matière de droit européen de la consommation. Il est admis que ce droit est restreint – pour des raisons de sécurité juridique – par la spécificité de la personne et de la situation données et qu'il est lié à des exigences formelles préalables. Cependant, les nouvelles règles anti-discriminatoires sont dominées par des approches qui visent clairement la protection de l'individu. Ces règles sont complétées par des dispositions nationales qui, en particulier, compensent les situations de faiblesse des individus. L'autonomie de la loi nationale peut s'expliquer par les différentes traditions concernant le droit 'social' des contrats dans les Etats membres. Des différences apparaissent spécialement en ce qui concerne l'intérêt général, la bonne foi ou la responsabilité précontractuelle (culpa in contrahendo). Elles constituent un autre argument s'opposant à l'évolution, indifférenciée, d'une harmonisation partielle vers une harmonisation complète du droit des contrats.

"Der Beitrag untersucht anlässlich der '50 Jahre EG-Vertrag' die Verbraucherbelange im Primärrecht. Bei der Union handelt es sich um eine rechtsgestützte Freiheitsordnung und einen wettbewerblich verfassten Binnenmarkt, was eben auch rechtlich zu schützende Verbraucherfreiheiten und einen Verbraucherbinnenmarkt mit seinen wettbewerbsstimulierenden und wohlfahrtsgenerierenden Wirkungen umfasst. Zu Aufnahme und Ausbau des Verbraucherinteresses kam es aber in zwei Stufen: Zunächst waren sie nicht mehr nur als eines von vielen Zweckrichtungen eines unverfälschten Wettbewerbes und der Statuierung der vier Grundfreiheiten. Vielmehr hat sich zu dieser marktöffnenden Cassis de Dijon-Philosophie eine positive Integration in Form von Richtlinien und Verordnungen gesellt, die das kulturelle und wirtschaftliche Potenzial eines Konsumentenbinnenmarktes ausschöpfen hilft. Kritisiert werden sowohl die Entwürfe zur EU-Verfassung als auch nun zum Reformvertrag. Beide weitenteils gleichen Texte bieten gegenüber dem gegenwärtigen Rechtsstand keinen Fortschritt und stellen keine geeignete Antwort auf die Herausforderungen der Digitalisierung und Netzwerkindustrien sowie die Notwendigkeiten von Konsolidierung und Ausbau des Gemeinschaftsverbraucherrechts dar. Betont wird aber, dass sich im Primärrecht dennoch höchst bemerkenswert die Bedeutung des Verbraucherrechts als zentrales sekundärrechtliches Schutzelement widerspiegelt." (Autorenreferat)